Nicht immer führt eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung zum verlängerten Widerrufsrecht!

Sofern die ver­wen­de­te Wider­rufs­be­leh­rung exakt dem jeweils gül­ti­gen Mus­ter des Gesetz­ge­bers ent­spricht, kann sich der betrof­fe­ne Ver­brau­cher nicht auf deren Unwirk­sam­keit berufen. 

Der Bun­des­ge­richts­hof führ­te in der Ent­schei­dung vom 15.08.2012 Az. VIII ZR 378/11 aus, dass der Ver­wen­der einer Wider­rufs­be­leh­rung sich auf die Schutz­wir­kun­gen des § 14 Abs. 1 BGB-InfoV beru­fen kann, wenn er das in Anla­ge 2 zu § 14 Abs. 1 BGB-InfoV gere­gel­te Mus­ter für die Wider­rufs­be­leh­rung ver­wen­det hat.

Zwar ver­wen­de­te hier die Gesell­schaft eine vom Bun­des­ge­richts­hof als feh­ler­haft aner­kann­te For­mu­lie­rung und zwar den Begriff „frü­hes­tens“ hin­sicht­lich des Frist­be­ginns, aller­dings führt dies den­noch nicht zur Unwirk­sam­keit der Belehrung.

Der Bun­des­ge­richts­hof hat eine Rei­he von Wider­rufs­be­leh­run­gen für unwirk­sam erklärt und dabei unter ande­rem ver­schie­de­ne gesetz­li­che Mus­ter­tex­te aus der BGB-Info­VO für gene­rell untaug­lich zur Auf­klä­rung über das Ver­brau­cher­wi­der­rufs­recht erklärt. Dies ist zwar für Betrof­fe­ne, die ihr Wider­rufs­recht noch aus­üben wol­len grund­sätz­lich posi­tiv, aller­dings gibt es einen vom Bun­des­ge­richts­hof sta­tu­ier­ten Aus­weg für die Unternehmen. 

Ver­wen­den die­se näm­lich exakt den Wort­laut und die Gestal­tung des jeweils gül­ti­gen Mus­ter­tex­tes, erfül­len sie die recht­li­chen Vor­ga­ben an eine Wider­rufs­be­leh­rung. Dies auch dann, wenn die Wider­rufs­be­leh­rung eigent­lich falsch und feh­ler­haft ist. Der Bun­des­ge­richts­hof spricht in die­sen Fäl­len von der Gesetz­lich­keits­fik­ti­on, die er in meh­re­ren Ent­schei­dun­gen aus­ge­ar­bei­tet hat. Dar­in schützt er das Ver­trau­en der Unter­neh­men in den vom Gesetz­ge­ber vor­for­mu­lier­ten Widerrufstext. 

Aus­weis­lich der Daten der Ver­brau­cher­zen­tra­le Ham­burg, die über 1800 Dar­le­hens­ver­trä­ge auf ihre geset­zes­kon­for­me Wider­rufs­be­leh­rung hin über­prüft hat, erfül­len aller­dings die meis­ten Ban­ken nicht die­se Vor­aus­set­zung. Ent­we­der haben Sie zumin­dest für den Zeit­raum von 2002 bis 2008 den Text ver­än­dert oder an des­sen opti­scher Gestal­tung Ver­än­de­run­gen vor­ge­nom­men, die es ihnen ver­wehrt sich auf die Gesetz­lich­keits­fik­ti­on zu beru­fen. In die­sen Fäl­len haben Ver­brau­cher auch heu­te noch gute Chan­cen ihren Dar­le­hens­ver­trag zu wider­ru­fen. Es erfor­dert aller­dings immer eine genaue Prü­fung der kon­kre­ten Beleh­rung, um zu klä­ren, ob die­se feh­ler­haft ist oder nicht. Der Gesetz­ge­ber hat über die Jah­re näm­lich oft den Mus­ter­text ange­passt und ver­än­dert. Letzt­lich ist es auch ver­ein­zelt mög­lich, dass Ban­ken tat­säch­lich zwar von der Mus­ter­be­leh­rung abge­wi­chen sind, aber den­noch kor­rekt über das Wider­rufs­recht belehrt haben. Jedoch spre­chen die Erhe­bun­gen der Ver­brau­cher­zen­tra­le Ham­burg in der Mas­se dage­gen. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Sta­tis­tik der Ver­brau­cher­zen­tra­le Ham­burg fin­den Sie hier.