Irreführende Widerrufsbelehrungen sind grundsätzlich falsch

Der BGH ent­schied mit Datum vom 21.02.2017 unter Az. XI ZR 381/16, dass miss­ver­ständ­li­che und feh­ler­haf­te Wider­rufs­be­leh­run­gen grund­sätz­lich als falsch anzu­se­hen sind. Dies ins­be­son­de­re auch dann, wenn sie im kon­kre­ten Ein­zel­fall und dem kon­kre­ten Ver­trags­schluss ggf. aus­nahms­wei­se nicht miss­ver­ständ­lich wären.

Es sind rein objek­ti­ve Maß­stä­be an die Bewer­tung einer Wider­rufs­be­leh­rung anzusetzen.

Es ging inhalt­lich um fol­gen­de Widerrufsbelehrung:

Der Lauf der Frist für den Wider­ruf beginnt einen Tag[,] nach­dem Ihnen

- eine Aus­fer­ti­gung die­ser Wider­rufs­be­leh­rung und

- die Ver­trags­ur­kun­de, der schrift­li­che Ver­trags­an­trag oder eine Abschrift der Ver­trags­ur­kun­de oder des Vertragsantrags

zur Ver­fü­gung gestellt wur­den”.

Der BGH führ­te dazu in sei­ner Press­mit­tei­lung vom 21.02.2017 aus:

Die von der Beklag­ten erteil­te Wider­rufs­be­leh­rung ist als vor­for­mu­lier­te Erklä­rung gemäß den im Recht der All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen gel­ten­den Grund­sät­zen objek­tiv aus­zu­le­gen. Nach die­ser Maß­ga­be ist sie unzu­rei­chend deut­lich for­mu­liert, weil sie ent­ge­gen der für die Ver­trags­be­zie­hun­gen der Par­tei­en maß­ge­ben­den Rechts­la­ge so ver­stan­den wer­den kann, die Wider­rufs­frist lau­fe unab­hän­gig von der Abga­be der Ver­trags­er­klä­rung des Ver­brau­chers an.

Ob die Klä­ger die anläss­lich eines Prä­senz­ge­schäfts erteil­te Beleh­rung in Über­ein­stim­mung mit der Beklag­ten still­schwei­gend rich­tig dahin ver­stan­den haben, das Anlau­fen der Frist set­ze die Abga­be ihrer Ver­trags­er­klä­rung vor­aus, ist uner­heb­lich. Denn der Ver­brau­cher war hier zu sei­nen Guns­ten zwin­gend in Text­form zu beleh­ren, so dass die Wider­rufs­be­leh­rung nicht anhand eines kon­klu­den­ten gemein­sa­men Ver­ständ­nis­ses der Ver­trags­par­tei­en kor­ri­giert wer­den kann. Auf die Kau­sa­li­tät des Beleh­rungs­feh­lers kommt es nicht an.”
(Pres­se­mit­tei­lung BGH Urteil vom 21.02.2017 Az. XI ZR 381/16)

Die­se Ent­schei­dung des BGHs vom 21.02.2017 Az. XI ZR 381/16 dürf­te die anhal­ten­de Dis­kus­si­on bei vie­len Gerich­ten, ob der­ar­ti­ge Klau­seln in den Wider­rufs­be­leh­run­gen von Dar­le­hens­ver­trä­gen wirk­sam sind, been­den. Es gab immer wie­der Gerich­te, die auf­grund eines Prä­senz­ge­schäfts ähn­li­che For­mu­lie­run­gen als aus­rei­chend ange­se­hen haben. Von dem heu­te ergan­ge­nen BGH Urteil sind alle Ban­ken betrof­fen, die in der Ver­gan­gen­heit die­se o.g. unspe­zi­fi­schen For­mu­lie­run­gen hin­sicht­lich des Frist­be­ginns in ihren Wider­rufs­be­leh­run­gen ver­wen­det haben.

Es kommt hier­bei auf die Formulierung

- die Ver­trags­ur­kun­de, der schrift­li­che Ver­trags­an­trag oder eine Abschrift der Ver­trags­ur­kun­de oder des Vertragsantrags

an. Irrele­vant ist es, wie die­se For­mu­lie­rung in die Wider­rufs­be­leh­rung ein­ge­bun­den ist.

Der BGH bekräf­tig­te zudem einemal mehr, dass die Been­di­gung des Dar­le­hens­ver­tra­ges durch einen Auf­he­bungs­ver­trag nicht das Wider­rufs­recht ausschließt.


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