Kein neues Widerrufsrecht bei Prolongation des Darlehens

Anläss­lich einer Zins­ver­län­ge­rungs­ver­ein­ba­rung muss die Bank nicht erneut über ein Wider­rufs­recht des Dar­le­hens­neh­mers auf­klä­ren. Zumin­dest dann nicht, wenn es sich um kei­nen neu­en Ver­trag im Rah­men einer Fol­ge­fi­nan­zie­rung handelt.

So der Bun­des­ge­richts­hof in der Ent­schei­dung vom 28.06.2011 Az. XI ZR 06/12. Der Fall, der zuvor vom Kam­mer­ge­richt Ber­lin und dem Land­ge­richt Ber­lin ent­schie­den wur­de, betraf eine soge­nann­te unech­te Abschnitts­fi­nan­zie­rung des Darlehensvertrages.

Bei einer unech­ten Abschnitts­fi­nan­zie­rung steht einem Ver­brau­cher kein Wider­rufs­recht nach den Vor­schrif­ten über Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­ge gemäß § 495 Abs. 1, § 355 BGB zu, wenn nach Aus­lau­fen der Zins­bin­dungs­frist mit der dar­le­hens­ge­ben­den Bank ledig­lich neue Kon­di­tio­nen für die Zukunft ver­ein­bart wer­den und die Kon­di­tio­nen­an­pas­sung ent­spre­chend dem ursprüng­lich geschlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trag voll­zo­gen wird.“

Dies bedeu­te­te, dass eine Bank nach Aus­lau­fen der Zins­bin­dungs­frist nicht erneut über ein Wider­rufs­recht beleh­ren muss, wenn es sich ledig­lich um in Ver­län­ge­rungs­an­ge­bot des Dar­le­hens­ver­tra­ges mit ange­pass­tem Zins­satz handelt.

Davon ganz klar abzu­gren­zen sind Fol­ge­fi­nan­zie­rungs- oder Refi­nan­zie­rungs­an­ge­bo­te, bei denen der Dar­le­hens­neh­mer einen neu­en Dar­le­hens­ver­trag abschließt. Immer dann, wenn es sich um einen neu­en Ver­trag han­delt, muss der Dar­le­hens­neh­mer über sein Wider­rufs­recht erneut auf­ge­klärt wer­den. Dies ist bei­spiels­wei­se der Fall, wenn von einer Bank auf eine ande­re umge­schul­det wer­den soll. Hier dürf­te regel­mä­ßig ein neu­er Dar­le­hens­ver­trag abge­schlos­sen wer­den. Glei­ches gilt, wenn neben den Zin­sen wesent­li­che ande­re Kon­di­ti­ons­punk­te des Dar­le­hens­ver­tra­ges geän­dert wer­den. Der Bun­des­ge­richts­hof hat bis­her ganz klar ledig­lich rei­ne Zins­ver­län­ge­rungs­an­ge­bo­te von der Beleh­rungs­pflicht ausgenommen.

Ver­brau­cher soll­ten also genau prü­fen oder von fach­kun­di­ger Stel­le prü­fen las­sen, was Ihnen die Bank ihm Rah­men einer Pro­lon­ga­ti­on des Dar­le­hens­ver­tra­ges anbie­tet. Soll­te es sich dabei um einen neu­en Dar­le­hens­ver­trag han­deln, muss die Bank erneut über das dem Ver­brau­cher zuste­hen­de Wider­rufs­recht aufklären. 

Sofern die Pro­lon­ga­ti­on im Rah­men des Fern­ab­sat­zes ohne per­sön­li­chen Kon­takt zur Bank vor Ort geschlos­sen wor­den sein, kann über­dies auch für die Pro­lon­ga­ti­on ein Wider­rufs­recht nach den Rege­lun­gen des Fern­ab­sat­zes nach §§ 312c, 312d BGB a.F. bestan­den haben. Seit dem erlö­schen des Wider­rufs­rechts für Alter­ver­trä­ge zum 21.06.2016 sind inso­fern unbe­grenzt jedoch, wenn über­haupt noch Ver­trä­ge oder Pro­lon­ga­tio­nen wider­ruf­bar, die zwi­schen dem 11.06.2010 und dem 21.03.2016 geschlos­sen wurden.