Widerrufsbelehrung “Frist beginnt einen Tag, nachdem …” ist fehlerhaft!

Der Bun­des­ge­richts­hof hat mehr­fach in sei­nen Ent­schei­dun­gen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass eine Abwei­chung vom jeweils gül­ti­gen Mus­ter­text der Wider­rufs­be­leh­rung fast immer zur Unwirk­sam­keit der Beleh­rung führt.

So auch gesche­hen in der Ent­schei­dung vom 10.03.2009 Az. XI ZR 33/08. Der Fall, der zuvor vom Land- und Ober­lan­des­ge­richt Karls­ru­he ent­schie­den wur­de, betraf eine Wider­rufs­be­leh­rung, die der Bun­des­ge­richts­hof aus meh­re­ren Grün­den für unwirk­sam ansah. Der Dar­le­hens­ver­trag muss­te daher auf­grund des Wider­rufs rück­ab­ge­wi­ckelt werden.

Im Ein­zel­nen hat der Bun­des­ge­richts­hof fol­gen­de For­mu­lie­rung für feh­ler­haft angesehen:

Jeder Dar­le­hens­neh­mer kann sei­ne Ver­trags­er­klä­rung inner­halb von zwei Wochen ohne Anga­be von Grün­den in Text­form (…) wider­ru­fen. Der Lauf der Frist für den Wider­ruf beginnt einen Tag, nach­dem dem Dar­le­hens­neh­mer die­se Beleh­rung mit­ge­teilt und eine Ver­trags­ur­kun­de, der schrift­li­che Dar­le­hens­an­trag oder eine Abschrift der Ver­trags­ur­kun­de oder des Dar­le­hens­an­tra­ges zur Ver­fü­gung gestellt wurde.”

Eine Wider­rufs­be­leh­rung, die von einem unbe­fan­ge­nen rechts­un­kun­di­gen Leser dahin ver­stan­den wer­den kann, dass die Wider­rufs­frist unab­hän­gig von der Ver­trags­er­klä­rung des Ver­brau­chers bereits durch den blo­ßen Zugang des von einer Wider­rufs­be­leh­rung beglei­te­ten Ver­trags­an­ge­bots des Ver­trags­part­ners in Gang gesetzt wer­de, ent­spricht nicht dem Deut­lich­keits­ge­bot des § 355 Abs. 2 Satz 1 BGB und ist daher fehlerhaft.

Der mit dem Wider­rufs­recht bezweck­te Schutz des Ver­brau­chers erfor­dert eine umfas­sen­de, unmiss­ver­ständ­li­che und für den Ver­brau­cher ein­deu­ti­ge Beleh­rung. Der Ver­brau­cher soll dadurch nicht nur von sei­nem Wider­rufs­recht Kennt­nis erlan­gen, son­dern auch in die Lage ver­setzt wer­den, die­ses auszuüben.

Dies war hier nicht der Fall. Der Leser muss­te davon aus­ge­hen, dass die Wider­rufs­frist bereits einen Tag nach Zugang des Dar­le­hens­an­ge­bo­tes beim Dar­le­hens­neh­mer zu lau­fen beginnt. Dies ist aller­dings falsch, weil die Frist des Wider­rufs sich auf die Wil­lens­er­klä­rung des Dar­le­hens­neh­mers bezieht. Die­ser soll in die Lage ver­setzt wer­den, von sei­nem auf den Ver­trags­schluss gerich­te­ten Wil­len inner­halb von 14 Tagen zurück­tre­ten zu kön­nen. Ergo kann die Wider­rufs­frist nicht begin­nen, bevor der Dar­le­hens­neh­mer sei­nen Wil­len kund­ge­tan mit­hin den Ver­trag unter­schrie­ben hat.

Sol­len Sie in Ihrem Ver­trag eine ähn­lich feh­ler­haft gestal­te­te Wider­rufs­be­leh­rung fin­den, dürf­te die­se eben­so feh­ler­haft sein und damit die Wider­rufs­frist nicht in Gang gesetzt wor­den sein. Dies bedeu­tet, Betrof­fe­nen steht auch heu­te noch ein Wider­rufs­recht zu, sofern sie nicht nach­träg­lich kor­rekt belehrt wurden.