Nassauische Sparkasse nach Widerruf von Darlehen zur Rückzahlung von Vorfälligkeitsentschädigung verurteilt.

Mit Urteil vom 18.12.2014 hat das Land­ge­richt Wies­ba­den die Nas­saui­sche Spar­kas­se ver­ur­teilt, ihrem Kun­den die von die­sem gezahl­te Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung zurück­zu­zah­len. Der Klä­ger hat­te bei der Nas­saui­sche Spar­kas­se 2007 meh­re­re Dar­le­hens­ver­trä­ge zur Finan­zie­rung von Immo­bi­li­en geschlos­sen, die er beim Ver­kauf der Immo­bi­li­en Anfang 2014 ablös­te und hier­für an die Nas­saui­sche Spar­kas­se Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gun­gen zu zah­len hat­te, da die Zins­bin­dungs­frist noch nicht abge­lau­fen war.

Nach­dem der Klä­ger erst im Nach­hin­ein Kennt­nis davon erlang­te, dass die von Nas­saui­schen Spar­kas­se in den Dar­le­hens­ver­trä­gen ver­wen­de­ten Wider­rufs­be­leh­run­gen feh­ler­haft waren, erklär­te er im März 2014 den Wider­ruf der jewei­li­gen Dar­le­hens­ver­trä­ge und for­der­te die Nas­saui­sche Spar­kas­se zur Rück­zah­lung der von ihm bereits geleis­te­ten Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gun­gen auf.

Die wies den Wider­ruf zurück, da nach ihrer Auf­fas­sung ihre Wider­rufs­be­leh­run­gen wirk­sam sei­en und die Dar­le­hens­ver­trä­ge auch des­halb nicht mehr wider­ru­fen wer­den könn­ten, weil die Dar­le­hen bereits zurück­ge­zahlt seien.

Auf die hier­ge­gen erho­be­ne Kla­ge des Kun­den stell­te das Land­ge­richt Wies­ba­den mit Urteil vom 18.12.2014 fest, dass die Wider­rufs­be­leh­run­gen in der Tat feh­ler­haft und damit unwirk­sam sind, sodass die Wider­rufs­fris­ten auch noch nicht in Lauf gesetzt wor­den waren. Ins­be­son­de­re ent­hal­ten die Beleh­run­gen die bereits vom Bun­des­ge­richts­hof mit Urteil vom 01.12.2010 (VIII ZR 82/10) als feh­ler­haft ver­wor­fe­ne For­mu­lie­rung: „Die Frist beginnt frü­hes­tens mit Erhalt die­ser Beleh­rung“, aus der jedoch der Frist­be­ginn nicht ein­deu­tig erkenn­bar sei, weil hier­aus nicht her­vor­ge­he, unter wel­chen Bedin­gun­gen die Wider­rufs­frist begin­ne. Dar­über hin­aus ist auch die von der Nas­saui­schen Spar­kas­se ein­ge­füg­te Fuß­no­te „Bit­te Frist im Ein­zel­fall prü­fen” irre­füh­rend und feh­ler­haft, wie auch der Absatz „Finan­zier­te Geschäf­te” nicht der Mus­ter-Wider­rufs­be­leh­rung ent­spre­chend gestal­tet wor­den sei.

Da die Nas­saui­sche Spar­kas­se kei­ne ord­nungs­ge­mä­ßer Wider­rufs­be­leh­rung ver­wen­det hat, war das Wider­rufs­recht auch nicht erlo­schen, der Klä­ger konn­te somit auch nach Been­di­gung der Dar­le­hens­ver­hält­nis­se die Ver­trä­ge noch widerrufen. 

Bei nach 2002 geschlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trä­gen endet das Wider­rufs­recht nicht durch Abwick­lung des Dar­le­hens­ver­trags. Das aktu­el­le Urteil des Land­ge­richts Wies­ba­den steht damit in Ein­klang mit der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung, wie bspw. auch das Land­ge­richt Frank­furt am Main bereits mit Urteil vom 11.12.2013 in einem ver­gleich­ba­ren Fall der dort kla­gen­den Kun­din die bereits gezahl­te Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung zuge­spro­chen hat, wobei die Klä­ge­rin den Dar­le­hens­ver­trag sogar erst 2 Jah­re nach Zah­lung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung wider­ru­fen hatte.